Als Denkmal zu Ehren Ludwigs II., des bayerischen Märchenkönigs, wurde der über zwei Meter hohe Obelisk vom damaligen Casino-Verein Berg 1872 errichtet.
Der Platz im Wald wurde für viele Jahre zu einem gepflegten Festplatz von Berg und Neulauterburg.
Zur Geschichte des Casino-Vereins und des Denkmals siehe unten.
Ludwig-Denkmal im Wald bei Neulauterburg
Gründung des Casino-Vereins
Dieser Casino-Verein ging, wie sich aus den Unterlagen des Landesarchivs in Speyer ersehen lässt, aus einem 1859 gegründeten „Geselligen Verein zu Berg“ hervor, der als Zweck „geselligen Verkehr und Unterhaltung teils durch Gespräch, teils durch Musik und Spiel“ in seinen Statuten festgelegt hatte. Wie es im § 2 der Satzung heißt, ist zur Erreichung dieses Zweckes die Einrichtung getroffen worden, „dass die Gesellschaftsmitglieder sich an jedem Tage in der Woche in den Abendstunden in dem hierfür besonders abgeschlossenen Gastzimmer des Wirtes Franz König versammeln können und der Zutritt in diese Räumlichkeit nur den Gesellschafts-Mitgliedern gestattet ist“. Ein vom übrigen Wirtschaftslokal separater Raum war nämlich die Bedingung, dass ihre Zusammenkünfte nicht der ortspolizeilichen Sperrstunde um 10.00 Uhr abends unterworfen waren, worauf sie sehr großen Wert legten und was später ein bedeutender Streitpunkt werden sollte. Mitglied der Gesellschaft konnte jeder rechtliche und anständige Mann ohne Unterschied der Geburt, des Standes und Ranges werden. Es wird noch festgelegt, dass der Gesellschaftswirt für nötige Heizung und Beleuchtung „Obsorge“ übernimmt.
Der damalige Pfarrer Daniel Müller, von 1827 bis 1861 in Berg tätig, soll der Initiator zur Gründung dieses Vereines gewesen sein. Dieser zunächst bestehende „Gesellige Verein“ ging dann 1865 in den „Casino-Verein Neulauterburg“ mit fast gleichlautenden Vereinsstatuten über, wobei dieses Mal das Gastzimmer des Wirtes August Burkard im "Bayerischen Hof“ in Neulauterburg als Versammlungslokal festgelegt wurde. Die Regierung war aber durch das Hambacher Fest 1832 und die Freiheitsbestrebungen ab 1848 im Land sehr verunsichert und bei Vereinsgründungen misstrauisch, zumal in diesem Fall der Vorstand und die Hälfte der Mitglieder französische Staatsangehörige waren. Daher hielten es einige vertrauenswürdige Honoratioren für förderlich, dem Landeskommissar die Zulassung des neuen Vereins zu erleichtern, indem sie ihm in einem Schreiben zusicherten, dass bei den Mitgliedern aus gebildeten Ständen und den Bürgern aus Lauterburg hierfür keine materiellen und politischen Bedenken bestünden.
Errichtung eines Denkmals
Sicher gab der gewonnene Krieg 1870/71 gerade hier an der Grenze Anlass, den Bayernkönig zu ehren, was in der Errichtung des Denkmals zum Ausdruck kam. Im Pfälzer Kurier wurde am 9. Februar 1872 berichtet: „daß laut Ministerialentschließung vom 14. Januar 1872, die frühere Waldanlage „Commandantenwegl“ genannt im Distrikt „Rosengarten“ bei Neulauterburg, die fast nur noch dem Namen nach bekannt war und im vorigen Jahre von der hiesigen Casinogesellschaft wieder restauriert wurde, auf deren Ansuchen von nun an „Ludwigsgarten“ genannt werden sollte.
Einweihung des Ludwig-Denkmals am Sonntag, den 9. Juni / 30. Juni 1872
Über die bevorstehende Einweihungsfeier am Sonntag den 9. Juni 1872 berichtete die damalige Presse: „An der früheren französischen Grenze, da, wo vor bald zwei Jahren deutsche Soldaten, die erste Feldwache bezogen, und Wacht am Rhein hielten, ist jetzt im Bienwald - in der Nähe von Lauterburg und Berg ein schöner Garten. Herr Förster Sauer in Berg hat auf Anregung des Casino daselbst und unterstützt von seinem wackeren Oberförster Herrn Niederreuther in Hagenbach, eine verfallene Waldanlage mit solchem Geschmack wieder hergerichtet und verschönert, daß jedem Besucher ein wohlthuender Eindruck bereitet wird. Die Waldanlage selbst - früher Commandanten-Weg benannt - ist jetzt, mit Genehmigung Sr. M. des Königs in „Ludwigsgarten“ umgetauft und durch genannte Gesellschaft mit einem entsprechenden Denkmal versehen worden, dessen feierliche Einweihung nächsten Sonntag den 9. Juni begangen werden soll. Zahlreiche Besuche von nah und fern sind schon zugesagt, und ist der Himmel günstig, dann sieht dem Feste bei den getroffenen Vorbereitungen ein glänzender Erfolg in Aussicht. Drum auf Freunde eines schönen gemüthlichen Waldfestes nächsten Sonntag in den „Ludwigsgarten“.
NB. An guten Speisen und Getränken soll es nicht fehlen“.
Doch leider musste die Einweihungsfeier wegen ungünstiger Witterung um drei Wochen verschoben werden, wie aus einer Anzeige zu erfahren ist. Am Sonntag, den 30. Juni 1872 konnte dann endgültig das Waldfest mit der Einweihung des Ludwig-Denkmals stattfinden.
Dem Bürgermeister war der Verein ein Dorn im Auge
Aber sonst ging der Verein in dieser Zeit über seinen eigentlichen Zweck, nämlich die Geselligkeit, hinaus und wurde mehr zu einer Opposition des Gemeinderats oder Gemeindevorstands, wie er damals hieß.
Dem Bürgermeister von Berg waren aber 1872 die nächtlichen Versammlungen und das selbstherrliche Auftreten der Mitglieder ein Dorn im Auge und er sah plötzlich die räumlichen Bedingungen im Lokal der Casino Gesellschaft nicht mehr für das Überschreiten der Polizeistunde als gegeben und veranlasste den Polizeidiener, als Gegenmaßnahme, dass diese umgehend eingehalten wird, was zu leidenschaftlichem Disput führte. In einem Schreiben beschwerte sich daher der Verein beim Bezirksamt wegen dieser unvermittelt angeordneten Einschränkung. Vor der Weiterleitung fügt aber der Bürgermeister die wahren Gründe als Anmerkung in diesem Schreiben hinzu. Darin ist zu lesen: „Aber es sind viele andere Gründe vorhanden, welche ergebenst unterzeichneten Ortsvorstand veranlaßt haben, der Casinogesellschaft dahier die Polizeistunde ins Gedächtnis zu rufen und derselben einmal zu zeigen, wer der Herr der Gemeinde ist (Aufzählung verschiedener Verstöße).“ Die Begründung des Bürgermeisters hatte zunächst Erfolg. Die Beschwerde des Vereins wird als unbegründet abgewiesen mit der Begründung, dass „die in der Vorstellung vorkommenden leidenschaftlichen Ausfälle gegen den Gemeindevorstand und den Gemeindeschreiber von Berg als ungeeignet und unziemlich erklärt werden müssen“ und es folgte die Anordnung: „Es ist daher die Polizeistunde in allen Wirtschaftslokalen mit gleicher Strenge zum Vollzug zu bringen, da sonst das Bürgermeisteramt mit Recht sich dem Vorwurf ungleicher Behandlung aussetzen würde“.
Der Casino Verein musste sich daraufhin laut Anordnung des Bezirksamts an die Polizeistunde halten, was aber zu schwerwiegenden Meinungsverschiedenheiten mit dem Polizeidiener führte und so einige namentlich aufgeführte Mitglieder, die sich nicht an diese Anordnung halten wollten, zu Geldstrafen verurteilt wurden. Diese legten aber Revision gegen dieses Urteil ein und bekamen nicht nur Recht, sondern brauchten sich nicht an die Polizeistunde zu halten. Dieses Urteil hatte man aber vergessen dem Bürgermeister rechtzeitig mitzuteilen, wie er beklagt, denn die Überschreitung der Polizeistunde durch die Vereinsmitglieder ging zu seinem Verdruss unvermindert weiter. Damit endet aber auch die Kunde von diesem Verein in den Speyerer Akten und irgendwie ist die Vereinstätigkeit im Sand verlaufen.
Leider finden sich in den damaligen Sitzungsprotokollen der Gemeinde Berg auch keine Berichte über das Vereinsleben. Aber es war nach wie vor der Wunsch vorhanden, das friedliche Zusammenleben zu stärken.
Im September 1875 wurde das im Distrikt Ludwigsgarten gelegene Denkmal von ruchloser Hand arg beschädigt. "Die auf diesem Denksteine eingravierte vergoldete Inschrift "Ludwig II. zu Ehren" ist verschwunden, indem sie, wie leicht zu erkennen ist, mit einem Beil tief herausgehauen wurde. Rohheit und Gemeinheit macht sich heutzutage leider immer mehr breit“, soweit der damalige Bericht im Pfälzischen Kurier.
Neugründung des Vereins im Jahr 1895
Man erfährt dann weiter, dass im Jahr 1895 ein neuer "Kasino Verein“ gegründet wurde. "Diese Gründung beehrte sich im Februar 1895 der Vorstand (Präsident Metz), hoher Königl. Behörde zur geneigten Kenntnisnahme und Genehmigung gehorsam zu unterbreiten." Im August 1895 fanden neue Vorstandswahlen statt mit folgendem Ergebnis: der Lehrer Gustav METZ als Vorstand/Präsident, der Forstaufseher A. OBERHAUSER als Schriftführer und der Gastwirt Valentin ALLWINN als Kassierer. Das Weihnachtsfest im Dezember 1895 wurde im kleinen Saal des Gasthauses zu den „3 Königen“ abgehalten. Im Jahr 1896 fand die Weihnachtsfeier des Vereins im oberen Saal zu den „3 Königen“ statt. Auf der Generalversammlung am 17. Februar 1897 wurden Franz KATTUS jr. zum Präsidenten, Valentin ALLWINN (Wirt zum Pflug) zum Sekretär und Reinhard BETZ (Lehrer in Berg) zum Kassierer der Casinogesellschaft Berg gewählt.
Das Eintrittsgeld von 10 Mark war damals im Gegensatz zum monatlichen Beitrag von 20 Pfennig ein hoher Betrag und war sicher absichtlich als Hürde festgesetzt. Bei dieser Vereinssatzung ist die Mitgliedschaft nicht mehr nur auf das männliche Geschlecht beschränkt, außerdem gibt es als Vereinsabzeichen eine Silberschleife mit goldenen Händen. Auch öffnet sich nun der Verein zu allen Unterhaltungen auch für Familienmitglieder und Freunde.
Heute ein Kulturdenkmal
Dieser Standort wurde viele Jahre zu einem gepflegten Festplatz der Vereine von Berg, obwohl er sich eigentlich auf Büchelberger, heute Wörther Gemarkung befindet. Der Gedenkstein selbst wird heute in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz unter den Kulturdenkmälern der Stadt Wörth am Rhein geführt und seine Lage so beschrieben:
Ludwigstein bei Büchelberg; Obelisk südlich des Ortes im Wald, Distrikt Heßbach – Rosengarten; bezeichnet auf Westseite: Ludwig II / zu / Ehren; auf Ostseite: Vom / Casino Berg / 1872.
Genehmigung zur Umbenennung in Ludwigsgarten; in: Der Eilbote Landau, 8.2.1872
Verlegung des Waldfestes am Ludwig-Denkmal; in: Pfälzischer Kurier Ludwigshafen, 26.6.1872
Beschädigung des Ludwigs-Denkmals; in: Pfälzischer Kurier Ludwigshafen, 22.9.1875
Zusammengestellt von Joachim Möller und Norbert Wegmann, Berg;
überarbeitet von Anton Petschner, Neulauterburg;
Quellen:
MÖLLER, Joachim: Casino-Verein Berg, Beitrag im Amtsblatt der Verbandsgemeinde Hagenbach Nr. 21/2011 vom 27. Mai 2011, und aus Akten der Gemeinde Berg im LA Speyer;
STEHLE, Ludwig: Berger Ortschronik, Berg 1980, S. 221;
PFÄLZISCHER KURIER: Die Heimatzeitung der Vorderpfalz, Ludwigshafen 1872, Nr. 31 vom 6. Februar 1872, 2. Blatt;
PFÄLZISCHER KURIER: Die Heimatzeitung der Vorderpfalz, Ludwigshafen 1872, Nr. 129 vom 4. Juni 1872, 1. Blatt;
PFÄLZISCHER KURIER: Die Heimatzeitung der Vorderpfalz, Ludwigshafen 1872, Nr. 148 vom 26. Juni 1872, 1. Blatt;
PFÄLZISCHER KURIER: Die Heimatzeitung der Vorderpfalz, Ludwigshafen 1875, Nr. 222 vom 22. September 1875;
Gemeindearchiv Berg: Schreiben des Casino-Vorstandes vom 7. August 1895 an das Bürgermeisteramt Berg;
Gemeindearchiv Berg: Schreiben des Casino-Vorstandes vom 27. Dezember 1895 an das Bürgermeisteramt Berg;
Gemeindearchiv Berg: Schreiben des Casino-Vorstandes vom 22. Dezember 1896 an das Bürgermeisteramt Berg;
Gemeindearchiv Berg: Schreiben des Casino-Vorstandes vom 18.Februar 1897 an das Bürgermeisteramt Berg;
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Germersheim, 2024;
Bilder Anton Petschner;
© 2025 Anton Petschner, Neulauterburg, info@neulauterburg.de. Online seit 29.04.2025. Datenschutzerklärung
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.