Forsthaus Neulauterburg 

Am 08. Mai 1905 beauftragte das Bayerische Staatsministerium der Finanzen in München die Regierung der Pfalz mit dem Neubau "eines Dienstanwesens" für das Forstamt Scheibenhardt bei Neulauterburg. Dafür wurden im Jahr 1906 dann 44.500 Reichsmark genehmigt.

Von der bayerischen Staatsregierung wurde 1907 verfügt, dass das Forstamt Scheibenhardt nach Verlegung des Amtes in das neuerbaute Amtsgebäude bei Neulauterburg die Bezeichnung "K. (königliches) Forstamt Neulauterburg" zu führen hat.

Das 1906 erbaute Forsthaus in Neulauterburg war ein prächtiges Gebäude am Rande des Bienwalds. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es von den Franzosen besetzt und etwa 1924 wieder geräumt. Es befand sich danach in einem erbärmlichen Zustand, sodass umfangreiche Instandsetzungsarbeiten notwendig waren. Das Gebäude wurde 1925 mit elektrischem Licht und Starkstrom für eine Wasserpumpe versorgt. In der Folge wurde auch Neulauterburg 1925 an das Stromnetz angeschlossen. 

Das Haus hatte eine eigene Wasserversorgung mit elektrischer Pumpe, sodass auch in den oberen Stockwerken fließendes Wasser für die Sanitäranlagen und die Küche verfügbar war. Das untere Geschoss war hauptsächlich Diensträumen vorbehalten. 

In einem Gesuch vom 28. September 1926 des Forstamtes Neulauterburg an die Regierung der Pfalz, Kammer der Forsten, wurde um Genehmigung eines Dienstzimmers nebst erforderlichem Kredit in Höhe von 500 Reichsmark (RM) ersucht. Interessant ist die Begründung hierzu, die einen schönen Eindruck der damaligen Verhältnisse in Neulauterburg vermittelt:

"Im Forstamtsgebäude Neulauterburg stehen im Erdgeschoss 2 Räume leer, von denen der eine zu Bürozwecken verwendet werden soll. 
In dem zweiten könnte ein Dienstzimmer für den jeweils unverheirateten Beamten (Referendar oder Geschäftsaushilfe) eingerichtet werden. Die Wohnungsverhältnisse in Neulauterburg sind für einen unverheirateten Beamten sehr schwierig. Die einzige Möglichkeit hier unterzukommen ist das Gasthaus Bayer. Hof. Wenn auch über die Kost und die Bedienung nichts zu sagen ist, so lassen doch die Fremdenzimmer viel zu wünschen übrig, besonders bei längerem Aufenthalt. Die Räume sind eben nur als Schlafzimmer gedacht und demnach eingerichtet. Sehr nachteilig ist das Fehlen irgend einer Beleuchtungsmöglichkeit, sowie die schlechten Heizungsverhältnisse. 
Am meisten macht sich dies in der kalten und nassen Jahreszeit an den langen Winterabenden bemerkbar; nicht einmal eine Stunde kann der Beamte für sich verbringen zur Erledigung von Privatsachen oder zu irgend einer Beschäftigung zu seiner beruflichen Fortbildung, da er gezwungen ist sich während seiner freien Zeit im Wirtszimmer aufzuhalten. Auf die weiteren Nachteile des Wirtshauslebens brauche ich wohl nicht näher einzugehen. 
Andererseits wäre es für den Amtsvorstand sowie für seine Familie ein grosser Vorteil, wenn noch eine männliche Person im Hause wohnen würde, da die Nähe der Grenze, die Abgeschiedenheit und der grosse geschlossene Wald das Herumstreunen von vielem lichtscheuen Gesindel begünstigen." 
Bereits am 15. Oktober 1926 wurde dem Gesuch stattgegeben und ein Kredit in Höhe von 700 RM bewilligt. 

Die hohen Räume des freistehenden Hauses benötigten allerdings mit ihren Kachelöfen zur Winterzeit eine Menge Holz. Herr Leppla, der Sohn des letzten Forstamtsleiters, erzählte von ca. 25 Ster, die sie jedes Jahr benötigten. Der darin seit 1930 mit seiner Familie amtierende Forstmeister Leppla, der auch schon bald über ein Auto verfügen konnte, wurde dann 1939 als Hauptmann zur Wehrmacht eingezogen. 
Bis zur Beendigung des Frankreichfeldzuges musste das Haus geräumt werden. Im Bienwald waren als Truppe österreichische Pioniere eingesetzt. 

Das Forstamt wurde während des Krieges mehrfach beschossen. So wurde 1939 ein französisches 15 cm Artilleriegeschoss von der Neeweiler Höhe auf Lauterburg abgefeuert und schlug versehentlich im Forsthaus ein. Der Schaden konnte wieder behoben werden.
Das Gebäude wurde 1944/1945 durch Bombeneinwirkung fast völlig zerstört. Das gleiche Schicksal erlebten auch die in unmittelbarer Nähe stehenden drei Zollwohnhäuser.  

Ein Zustandsbericht des Staatlichen Hochbauamtes Landau, Außenstelle Germersheim, vom 19. Februar 1948 listet die Zerstörungen akribisch auf:

"Das Forstamtsgebäude in Neulauterburg ist total beschädigt. Durch Bombenabwurf ist der östliche Gebäudeteil mit einer überbauten Fläche von 70 qm völlig zerstört. Dadurch ist die Ostflanke des Gebäudes aufgerissen. Auch das Treppenhaus ist vom Keller bis zum Dachgeschoß zerstört. Das Kellergeschoß mit Umfassungs- und Zwischenwänden aus Bruchsteinen ist mit Ausnahme des östl. Teiles noch gut erhalten. Die Eisenträgerdecke ist fast unbeschädigt. Die Aussenwände des Erdgeschoßes aus 38 cm dicken Backsteinmauern sind an der Süd- und Westseite noch erhalten. Die Aussenwände des Obergeschoßes, aus Eichenfachwerk, 38 cm dick ausgemauert, sind zum größen Teil zerrüttelt und durch Einschüsse aufgerissen. Das Dachgeschoß ist zum größen Teil schwer beschädigt. Das Dach ist im Holzwerk zu 2/3 zerstört."

Der Abbruch des Gebäudes wurde auf 10.000 RM geschätzt, ein Verkauf der Baumaterialien auf 4.000 RM. Schweren Herzens entschied man sich dafür, das Gebäude an bedürftige Waldarbeiter der Grenzorte zum Abbruch zu verkaufen.  "Die Käufer sind am schnellen Abbruch und Abtransport interessiert und auch im eigenen Interesse bedacht, daß möglichst wenig abgebrochene Baustoffe gestohlen werden."

Der letzte Forstamtsleiter war Forstmeister Ernst Leppla von 1930 - 1945. Mehr als ein im Jahr 2005 errichteter Gedenkstein ist von diesem herrlichen Gebäude leider nicht geblieben. Der Gedenkstein befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite des "NoName", etwa 50 Meter im Wald.

 

 

Zusammengestellt von Anton Petschner, Neulauterburg;

Quellen:
Landesarchiv Speyer, Bestand H 34, Sachakte 964, Baupläne Berg;
Münchner Neueste Nachrichten vom 30.3.1906;
Münchner Neueste Nachrichten vom 9.11.1907;
Allgemeine Zeitung München vom 14.11.1907;

 

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