Geschichte der Gaststätte „Zum Bayrischen Hof“ 

Die Gaststätte „Zum Bayrischen Hof“ (im Laufe der Geschichte mal "bayerisch", dann "bayrisch" geschrieben) steht in Neulauterburg, Hagenbacher Straße 6. In der Denkmalliste von Rheinland-Pfalz wird sie als Kulturdenkmal und stattliches Fachwerkhaus, teilweise massiv, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, beschrieben. Wann genau das Gebäude errichtet wurde, konnte noch nicht festgestellt werden.

1830 - Der Bayerische Hof wird versteigert
Am 23. September 1830 sollte das Wirtshaus "Zum bayerischen Hof" des Besitzers Georg Anton Dudenhöffer, Wirt und Krämer, und dessen Ehefrau Maria Antoinette Memminger,  in Neulauterburg versteigert werden. Die Versteigerung fand im Wirtshaus "Zum Löwen" bei Karl Weigel in Neulauterburg statt. Anscheinend kam es zu keiner Versteigerung. 

1831 - Der Bayerische Hof wird versteigert
In einer Beilage des "Amts- und Intelligenzblatt des Rheinkreises", vom 12. April 1831, lesen wir in einer Zwangsversteigerungs-Anzeige unter dem Datum vom 10. April 1831:

"Am Dienstag den 5. Juli 1831 wird die Immobilie Section A Nr.: 215 mit 37 ar 76 Centarien (1 Morgen) in den Mühläcker neben der Kandeler Strasse und Franz Savaigner (Sawegner), vornen die Rheinzaberner Strasse, hinten Aufstösser; auf welchem Acker der Gasthof zum bayrischen Hof, Stallung und Schopf und andere Gebäudlichkeiten sich befinden, wobei jedoch zu bemerken: dass vor einigen Tagen ein Theil des Gasthofes durch ausgebrochene Feuersbrunst  verzehrt und noch nicht wieder aufgebaut worden ist, angeboten durch den Gläubiger zu 1000 fl (Gulden).

Ferner in Section A Nr. 183, 78 ar 77 centiaren (2 Morgen, 1 Vierthel, 25 Ruthen) Acker im Floretbändel neben unbekannten Nachbarn. Einen Theil von einem größeren, dem Herrn Vallet von Straßburg angehörig gewesenen, durch Nikolaus Fuchs von Lauterburg und Peter Deris von Büchelberg begrenzten Stück Feld ausmachend, angeboten zu 150 fl (Gulden).“  

Demnach ist die Gaststätte "Zum bayerischen Hof“ Ende März/Anfang April 1831 abgebrannt. Dafür wurden ihm im Jahre 1831 insgesamt 3070 fl (Gulden) für Brandentschädigung bereitgestellt. Der Besitzer Georg Anton Dudenhöffer wollte es nach dem Brand nur noch einstöckig erstellen, musste es aber nach den Brandversicherungsbedingungen in den vorigen Dimensionen wiedererrichten.

1831 - Der Bayrische Hof wird erneut zum Kauf angeboten
Am 21. September 1831 wurde es diesmal unter dem Titel „Hausverkauf“ unter der Benennung angeboten: „Bayerischen Hof bekannte neu erbaute, zu Groß- und Kleinhandel, auch Wirtschaft bequem eingerichtetes Wirthshaus, samt Platz und dazu gehörigen Baulichkeiten, im Wirthshaus bei Johannes Weigel in Neulauterburg, auf mehrjährige Termine auf Eigenthum versteigert; man wende sich an den Eigenthümer Notär Weigel in Kandel“.

1833 - Dudenhöffer als Bewohner des Bayerischen Hofes
Laut einer Bevölkerungsstatistik im Juni 1833 wohnte in Neulauterburg im Haus-Nr. 4: Dudenhöfer Jakob mit Frau Barbara Dolich, 2 Kindern und 1 Hausangestellte. Das Ehepaar Dudenhöffer/Dolich hatte insgesamt 5 Kinder.

1831- 1836
(damals Haus-Nr. 7): Heintz Johann Josef mit Frau Foller Maria Klara, und 6 Kinder: Johannes, Barbara, Martin, Margaretha, Franz Joseph und Ludwig

Am 28. Januar und am 15. Februar 1836 wurde das Wohnhaus, "Zum bayrischen Hof" geschildert, Hof, Schuppen und Stallungen, einseits Kandelerstraße, anderseits Karl Savaigner, aus der Errungenschaftsmasse der Gütergemeinschaft mit seiner zweiten verstorbenen Ehefrau Maria Klara Foller, öffentlich versteigert. Am 7. April 1836 wurde es neu ausgeschrieben: Wirtshaus zum bayrischen Hof, samt Öconomiegebäuden, Brunnen, Hof und Garten, und für den Preis von 2800 fl zur Versteigerung angeboten. 

1836-1848
Ludwig Franz Xaver Burkard, geb. 1806, gest. 17. 4. 1846 in Hagenau und  Elisabeth Schilling, Witwe von Karl Weigel, geb. 1801, gest. 5.4.1873 in Neulauterburg.
Ludwig Franz Xaver Burkard aus Lauterburg, heiratete am 12. Januar 1836 die Witwe Elisabeth Weigel geb. Schilling. Sie war in erster Ehe mit Karl Weigel (1795-1835), dem Kaufmann und Gastwirt "Zum Löwen“ in Neulauterburg verheiratet. Nach vorhandenen Unterlagen hat die Linie der Familie Burkard/Schilling, die Gaststätte "Bayerischer Hof" um das Jahr 1837 erworben. Das Ehepaar hatte gemeinsam drei Kinder, August (*1836), Ludwig (*1839) und Christine (*1840). Ludwig Franz Burkard verstarb am 17. April 1846 mit 40 Jahren in Hagenau.

1848-1860
Elisabeth Burkard geb. Schilling, Wwe. und Franz Schulz
Am 29. Februar 1848 heiratete in Berg die Witwe Elisabeth Burkard, geb. Schilling, den Franz Schulz aus Arzheim. Franz Schulz muss im Jahr 1851 verstorben sein, denn ab diesem Zeitpunkt führte die Witwe Elisabeth Schulz, geb. Schilling, die Gaststätte "Zum bayerischen Hof" alleine bis etwa um 1859/60. In diesem Zeitraum beantragte sie immer wieder bei der Gemeindeverwaltung Berg Termine für Tanzveranstaltungen, z.B. für Jahrmärkte oder Bälle der Vereine, in ihrer Lokalität in Neulauterburg abzuhalten. Das Ehepaar Schulz/Schilling blieb kinderlos. Elisabeth Burkard verstarb am 5. April 1873 mit 72 Jahren in Neulauterburg. 

1871/1878-1904
August Burkard, geb. 22.5.1836 Neulauterburg, gest. 10.5.1907 Neulauterburg und Magdalena Lohr, geb. 12.10.1855 in Berg, gest. 15.05.1910 in Wörth.

August Burkard, der älteste Sohn des Ehepaares Burkard/Schilling, heiratete am 23. Mai 1878 in Berg Magdalena Lohr, eine Tochter von Franz Lohr und Magdalena Schwarz. Das Ehepaar Burkard/Lohr hatte drei Kinder, Maria (*1879), August Karl (*1880) und Amalie (*1881). Sie betrieben die Gaststätte gemeinsam bis zum Jahr 1904. August verstarb am 10. Mai 1907 in Neulauterburg und seine Ehefrau Magdalena am 15. Mai 1910 in Wörth.

1880-1882
Ludwig Burkhard, geb. 28.3.1839 in Neulauterburg, gest. 28.4.1912 in Neulauterburg.
In den Jahren von 1880 bis 1882 wird auch Ludwig Burkard, ein Bruder von August Burkard (1836-1907), als Wirt "Zum bayerischen Hof" in Neulauterburg erwähnt. Ludwig war mit Elisabeth Ballbach verheiratet.

Karl August Burkard, geb. 12.1.1880 in Lauterburg, gefallen am 8.7.1916 in Thiepval in Frankreich und Rosa Busch, geb. 25.7.1878 in Au, gest. 21.1.1964 in Neulauterburg.

29. Mai 1904
Übertragung der Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft des Gastwirtes August Burkard zu Neulauterburg auf seinen Sohn Karl August Burkard daselbst. "Der am  12.  Januar 1880 zu Lauterburg geborene ledige Wirtssohn Karl August Burkard, beabsichtigt die seither von seinem  Vater August Burkard betriebene Gastwirtschaft "Zum Bayr. Hof" in Neulauterburg, H. N. 5., Kandeler Straße, zu übernehmen und auf eigne Rechnung weiterzubetreiben. Der Gemeinderat über das vorliegende Gesuch einvernommen, beschließt einstimmig, daß zum Fortbetrieb der ordentlich günstig gelegenen Gastwirtschaft "Zum Bayr. Hof" ein Bedürfnis bestehe. Die Wirtschaft hat sehr geräumige Lokalitäten und geeignete Stallungen zum Einstellen und wird seit mehr denn als 70 Jahren mit bestem Erfolg betrieben. Die Lokalitäten dürften den polizeilichen Anforderungen genügen. Auch  liegt gegen Gesuchsteller ein Versagungsgrund in Gemäßheit des § 33 d. R. G. O. nicht vor". Das Ehepaar Burkard/Busch hatte vier Kinder, Isabella Rosa (*1906), Karl August (*1907), Johanna (*1908) und Anna Eva (*1911). 

6. Mai 1908
Karl August Burkard beantragt die Erbauung eines Tanzsaales im "Bayerischen Hof". Der Gemeinderat hat gegen die Erbauung eines Tanzlokales seitens des Wirtes Karl Burkard in Neulauterburg nach vorliegendem Plan keine Erinnerung zu erheben. Karl August Burkard wurde im Jahr 1914 zum Kriegsdienst einberufen, wo er am 8. Juli 1916, als Soldat im Res. Inf.- Rgt. 8, 9. Komp., bei Thiepval in Frankreich durch Granatsplitter im Rücken mit 36 Jahren verstarb. Er ruht im Kameradschaftsgrab Nr. 1 des Militärfriedhofs in Fricourt/Frankreich.

1934- 1991
Karl Burkard, geb. 25. 4. 1907 in Neulauterburg, gest. 10.6.1991 in Neulauterburg. Er war verheiratet in erster Ehe mit Klara Lauber, geb. 29. 4. 1911 in Scheibenhardt, gest. 5.4.1976 in Neulauterburg und in zweiter Ehe mit Maria Scherrer, geb. 13.11. 1937 in Berg, gest. 26.7.2018 in Kandel. Beide Ehen blieben kinderlos.

Karl Burkard, der einzige Sohn des Ehepaares Burkard/Busch, wurde am 25. April 1907 in Neulauterburg geboren. Er war zunächst vom 8. Februar 1927 bis 18. September 1928 in Stuttgart, dann ab 5. März 1929 in Rastatt als Koch tätig. Ab dem 18. September 1930 ist er in Bad Wildbad als Koch nachweisbar, ebenso vom 9. Dezember 1931 bis 26. April 1932 als Koch in Karlsruhe. Dann bewirtschaftete die Restauration Waldhaus Langenberg "Zum Keiler" und  übernahm nach dem Krieg etwa ab 1955 die elterliche Gaststätte  "Bayrischer Hof" in Neulauterburg, die er bis 1987 führte. Er verstarb am 10.06.1991 in Neulauterburg.

2025
Der Bayrische Hof wird aktuell von der Pächterin Svenja Nagel betrieben.

Einige Impressionen der letzten 125 Jahre

 

Zusammengestellt von Norbert Wegmann, Berg;
Ergänzungen von Anton Petschner, Neulauterburg;

Quellen:
Beilage zum Amts- und Intelligenzblatt des Rheinkreises, Band 13, Nr. 108, Speyer, den 18. September 1830, Seite 805;
Beilage zum Amts- und Intelligenzblatt des Rheinkreises, Nr. 37, Speyer den 12. April 1831, S. 278;
Beilage zum Amts- und Intelligenzblatt des Rheinkreises: 1831, Nr. 87, Speyer, den 12. September 1831, S. 677;
Beilage zum Amts- und Intelligenzblatt des Königlich Bayerischen Rheinkreises: 1836, Nr. 11, Speyer, den 2. Februar 1830, S. 84; 
Archiv Bistum Speyer: Katholische Kirchenbücher Berg;
Gemeindearchiv Berg: Gemeinderats-Protokolle aus den Jahren 1851 bis 1860.;
Gemeindearchiv Berg: Gemeinderats-Protokoll vom 29. Mai 1904; 
Gemeindearchiv Berg: Gemeinderats-Protokoll vom 6. Mai 1908; 
WEGMANN, Norbert: Der 1. Weltkrieg, zum 100-jährigen Gedenken der Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges 1914-1918 aus Berg und Neulauterburg, Poster Nr. 1 zur 1200-Jahrfeier Berg 2019; 
Gemeindearchiv Berg: An- und Abmelderegister der Gemeinde Berg von 1925-1934;

 

© 2025 Anton Petschner, Neulauterburg,  info@neulauterburg.de. Online seit 29.04.2025.  Datenschutzerklärung

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