In den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Pfalz flächendeckend katastermäßig erfasst. Diese sogenannte "Uraufnahme" erfolgte für Neulauterburg in der Zeit zwischen dem 16. August 1838 und dem 02. September 1838. Vermessen wurde durch den Obergeometer Kunig und revidiert von Geometer Karl Hiermer in derselben Zeitspanne. Bei der Vermessung waren die jeweiligen Grundstückseigentümer zugegen und haben entsprechende Angaben zu den Grenzen bzw. Besitzverhältnissen gemacht.
Für die Verkartung wurden der Torturm von Lauterburg, der nördliche Giebel der Lauterburger Kaserne und das Magazin von Lauterburg als Messpunkte (trigonomische Punkte) zugrunde gelegt.
Hergestellt wurden die geographischen Zeichnungen in der „lithographischen Anstalt des K. Bayer. Kataster-Bureau.“
Daraus entstanden unglaublich präzise, von Hand gezeichnete Katasterkarten. Alles ganz ohne Satelliten und Computer!
Mit den sogenannten ABC-Blättern wurden die baulichen Veränderungen nach der Uraufnahme durch die Behörden dokumentiert. Bis zur Jahrhundertwende wurden bei den bestehenden Höfen in Neulauterburg kleinere bauliche Veränderungen, meistens in Form von Scheunen, Schuppen, Ställen und Kaminen vorgenommen. Der interessierte Heimatforscher kann diese Veränderungen anhand der Unterlagen des Katasteramtes nachvollziehen.
Die Besitzverhältnisse können aus den Grundsteuer-Katastern und den Grund-Steuer-Umschreib-Katastern gewonnen werden. Diese lagern beim Landesarchiv in Speyer. Der früheste Band der Gemeinde Berg ist leider wegen seines Erhaltungszustandes nicht mehr öffentlich einsehbar.
Für die Verkartung wurden der Torturm von Lauterburg, der nördliche Giebel der Lauterburger Kaserne und das Magazin von Lauterburg als Messpunkte (trigonomische Punkte) zugrunde gelegt
Nach der Uraufnahme gab es 1838 neun Häuser (Nr. 3, 4, 6, 8, 10, 11, 12, 13, 15) in Neulauterburg, die in der Folge einfach durchnummeriert wurden. Sechs dieser Häuser sind heute noch erhalten (Nr. 6, 8, 11, 12, 13, 15). Drei davon stehen im Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rheinland-Pfalz und auf Wikipedia in der Liste der Kulturdenkmäler in Berg (Pfalz):
Hagenbacher Straße 6:
Gasthaus Zum Bayerischen Hof, stattliches Fachwerkhaus, tlw. massiv, 1. Hälfte 19. Jh.
Kandeler Straße 11:
Eingeschossiger Fachwerkbau, Mansarddach, 1. Hälfte 19. Jh.
Scheibenhardter Straße 13:
Eingeschossiger Fachwerkbau, tlw. massiv, 1. Hälfte 19. Jh. (erbaut 1825, Anm. des Verfassers)
Verfasser: Anton Petschner, Neulauterburg;
Quellen:
Landesarchiv Speyer, Repertorium der Plan- und Haus-Nummern, Archivbestand L 66, 197;
Landesarchiv Speyer, Grund-Steuer-Kataster, Archivbestand L 56, 871;
Landesarchiv Speyer, Grund-Steuer-Umschreib-Kataster, Archivbestand L 57, 1770;
Katasteramt Landau, Uraufnahme von Neulauterburg, Nr. S. W. XXV 9.a von 1838;
Katasteramt Landau, Auszüge aus den ABC-Blättern, Folio 186 Kandel, Nr. 211a-c;
Grundbuchamt Kandel, Grundbuch von Berg, Blatt 005;
Eine ehemalige Ziegelei wird zur Urzelle von Neulauterburg
In den Gemeinderechnungen von 1673 werden zwei Ziegeleien oder Ziegelbrennereien erwähnt, die die Stadt Lauterburg früher betreiben ließ, „die eine neben und die andere außerhalb des Landauer Tores, an der Stelle, wo die heutige (1844) Ziegelei zu sehen ist. Eine von ihnen wurde im Jahr 1673 abgerissen“, so beschreibt es der Chronist J. Bentz in seiner Lauterburger Chronik.
Weiter berichtet er: „Jean Vierling war 1627 Pächter (Mieter) der anderen. Mathieu von der Pforten wurde 1654 sein Nachfolger.
Im folgenden Jahr wurde sie neu gebaut und die Stadt übergab sie 1677 als Erbpacht an Jacques Hensky, der sie so sehr vernachlässigte, dass sie 1683 noch einmal umgebaut wurde. Christoph Horrer erwarb sie im Laufe des Jahres 1685, gab sie aber an die Stadt zurück, die sie im Jahr 1723 an Christoph Kornbrobst verkaufte“.
1789:
Im Jahr 1789 bekam die Ziegelei einen neuen Besitzer und Eigentümer mit Nikolaus Weigel aus Hayna. Nikolaus Weigel, am 21.05.1752 in Hayna geboren, war in erster Ehe seit 1779 mit Eva Maria Weigel (1756-1781) verheiratet. Seine Ehefrau verstarb am 16.03.1781, vier Tage nach der Geburt ihrer einzigen Tochter, welche selbst nach 15 Tagen am 06.04.1781 in Hayna verstarb.
In zweiter Ehe war er mit Maria Klara Gauli (1759-1827) aus Hayna verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen acht Kinder, wovon zwei 1835 in Neulauterburg bzw. 1870 in Lauterburg verstarben.
Auf der Ziegelei arbeitete und wohnte auch der Tagelöhner Johann Conrad Herrmann mit seiner Frau Anna Maria Clara Ritter. Bei der Geburt ihres Sohnes Johannes Heinrich am 02.06.1789 im Hause von Nikolaus Weigel trat er als Ziegeleibesitzer auf.
Seit etwa dem Jahr 1825 war Johannes Heinrich Herrmann mit Maria Anna Weigel, einer Tochter des Ehepaares Weigel/Gauli, verheiratet und bewohnten mit weiteren vier Hausangestellten im Jahr 1830 das Haus Nr. 3, in Neulauterburg, heute Scheibenhardter Straße 14.
Weitere Bewohner und Eigentümer dieses Anwesens waren:
1870: Guckert Alexander (-12.06.1886) und Dolich Maria Adelheid (1828-1882) ehemalige Ziegelhütte; Ziegel- und Steinfabrikationsstätte, Familienbetrieb Guckert. Die angrenzende Gewann heißt heute noch Ziegelhütte und Schafhof.
1893: Guckert Karl Albert und Staufer Luise
1932: Guckert Luise geb. Staufer, Landwirtin
1954: Guckert Hermann, Landwirt und Schmitt Anna Maria (1911-1965)
1960: Familie Schneider
1990: Familie Barth
1720-1790:
Weitere Beweise zu einer ersten Ansiedlung in Neulauterburg liefern uns verschiedene Land- und Festungskarten aus den Jahren 1720, 1725, 1730, 1775 und 1790.
Auf denen wird eine Ziegelei, auch Thuillerie (franz.: tuilerie) oder Briqueterie (Ziegelfabrikation) genannt, die außerhalb der befestigten Stadt Lauterburg mit zwei Gebäuden (rot kartiert) dargestellt wurden.
Abbildung rechts: Kartenausschnitt der Festungsstadt Lauterburg aus dem Jahr 1730 mit dem Hinweis auf eine Ziegelfabrikation "Briqueterie“ vor den Toren Lauterburgs.
1775
Ausschnitt einer Landkarte aus dem Jahr 1775 mit dem Hinweis auf eine Ziegelei "Thuillerie“ außerhalb der Festung Lauterburgs.
1720
Der bisher älteste Kartenausschnitt aus dem Jahr 1720 zeigt die Befestigungsanlagen der Stadt Lauterburg und nördlich der Lauter zwei unbeschriftete Gebäude (der Schafhof und die Ziegelei) am Weg nach Scheibenhard.
Quellen:
Norbert Wegmann, Berg;
überarbeitet von Anton Petschner, Neulauterburg;
BENTZ, J. : Description historique et archéologique de Lauterboug, Strasbourg 1844, S. 121-122.
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